Die Glasfenster im Erweiterungsbau

Glas ist in seinem instabilen Materialcharakter faszinierend. Wer versuchen will, es zu drangsalieren, wird scheitern. Vielmehr muß man es als Maler sich entfalten lassen, ihm Raum und Möglichkeit geben, sich darzustellen, dem Lichte des Schöpfers vertrauen.

Die bei den Fenstern des Erweiterungsbaus zur Anwendung gekommenen Opalgläser schaffen so in ihrer stabileren Flächigkeit die notwendige Verbindung zwischen den einzelnen Wandzonen, lassen das Licht nicht einbrechen in voller Wucht, ungebremst, sondern filtern es, lassen ihm Zeit, sich gleichmäßig zu verteilen, vom Raum flutend Besitz zu ergreifen. Die Sprache der Bleiverglasung sind die Bleiruten. Sie zeichnen die Handschrift nach, geben Kunde von Bewegung und Absicht, gliedern und formen die Flächen zueinander. Sind notwendiges Gerüst zwischen dem Licht.
Glas öffnet die Räume und schließt sie mit Licht. So tritt die Schöpfung in den Raum ein, gibt Verheißung vom Lichte Gottes, seiner Himmlischen Stadt Jerusalem.
Das Stirnfenster der seitlichen Erweiterung steht unter dem Thema der Taufe. Hier wird das Eindringen des göttlichen Geistes in diese Erde sichtbar gemacht. Man muß den Linien nachgehen, sie lesen lernen, um den Gnadenstrom verfolgen zu können, wie er am oberen schrägen Abschluß ins Bild tritt, den Kreis in Bewegung teilt, ihn durchdringt und das Wasser der Taufe bis hinunter zur Erde reicht, die sich öffnet, um den Geist Gottes zu empfangen. Symbol unserer Bereitschaft, uns zu öffnen.
Die Fenster sollen Raum bilden, den besonderen Raum dieser Gemeinde, um in Gemeinschaft mit Gott sein zu können, sich gegenseitig den Friedensgruß zu schenken und Kommunion zu feiern.

Diether F. Domes, Langenargen

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Ein Zeichen der Hoffnung und des Lebens

Die Pläne für die Sanierung und Erweiterung der Pfarrkirche Sankt Antonius nahmen im Laufe des Jahres 1993 Gestalt an. Am Ende diesen Jahres, in der Nacht vom Freitag auf Samstag vor dem ersten Advent, starb unser zweites Kind im Alter von zehn Jahren. Das war eine Zäsur im Leben unserer Familie.

Während der Bauzeit der Kirche, vom November 1994 bis zum Dezember 1995, spendete unsere Familie das kleinere der beiden Bleiglasfenster, die in der vorderen Giebelwand des Anbaus eingebaut sind. Das war ein Teil unseres Beitrags zur neuen Kirche und sollte an unser Kind erinnern. Als der Künstler Diether F. DOMES  und der Glasgestalter Andreas DIERIG von unserer Spende und unseren Überlegungen erfuhren, setzten sie ohne unser Zutun ein kleines, aber besonderes Zeichen.
Im Entwurf zu den vielfarbigen Fenstern im Anbau kommt die Farbe Grün nicht vor. Aber im kleinen Fenster an der vorderen Giebelwand wurde eine schmale graue Scheibe durch eine grüne Glasscheibe ersetzt. Sie ist ein Zeichen der Hoffnung und des  Lebens. So kommen Trauer und Zuversicht zusammen.
Da die kleine grüne Glasscheibe eine Besonderheit in den Glasfenstern des Anbaus ist, die sich nicht selbst erklärt, habe ich meine Erinnerungen im Mai 2019 aufgeschrieben.  (OB)