Die Geschichte der Gemeinde

 

Im Jahr 391 n. Chr. erklärte Kaiser Theodosius das Christentum zur Staatsreligion. Der Frankenkönig Karl der Große ließ 744 das Kloster Fulda durch Bonifatius gründen. Danach folgte 760 das Kloster Lorsch und im Jahr 830 das Kloster Hirsau. Im Jahr 816 machte eine Reichssynode die im 6. Jahrhundert entstandene Regel des Benedikt von Nursia zur Norm des fränkischen Mönchstums. Die Regel „ora et labora“ hat heute noch Gültigkeit. Die Klöster waren auch politische Machtfaktoren im Karolingerreich. In dieser Zeit wurde auch der Dom zu Speyer in romanischer Bauweise erstellt. Die Bauzeit war von 1025 bis zur
Einweihung im Jahr 1063. Im Mittelalter gab es zwei Bistümer im Südwesten. Im Süden Konstanz und im nördlichen Teil das Bistum Speyer. Enzweihingen gehörte bis zur Reformation zum Bistum Speyer. Zeuge dieser katholischen Vergangenheit ist die spätgotische St. Martinskirche im Ortskern von Enzweihingen, Patron ist der Heilige Martin von Tours, der Hauptheilige der Franken. Die Kirche wurde erstmals 1298 urkundlich erwähnt. Sie war Mutterkirche für die Orte Pulverdingen, Leinfelden, Riet, Aurich, Roßwag, Hochdorf, Eberdingen und Nußdorf. Im Jahr 1407 ist ein Nikolausaltar erwähnt sowie ein ummauerter Kirchhof und ein Turm mit Schießscharten. Bei der Hochdorfer Linde stand eine Marienkapelle, sie war Wallfahrtsort für die nähere Umgebung. Nach der Schlacht von Lauffen a.N. gewann Herzog Ulrich mit Hilfe der Landgrafen Philipp von Hessen sein von den Habsburgern (Österreich) besetztes Land wieder zurück. Die Rückkehr des Herzogs aus dem Exil (1534) brachte, wie mit Philipp abgesprochen (für den Fall einer Rückgewinnung seines Herrschaftsgebietes), das Aus für die katholische Kirche bzw. den katholischen Lebensvollzug in Alt-Württemberg. Das heißt: Die Sakramente wurden (bis auf zwei) abgeschafft, Messen und Wallfahrten verboten, aus den Kirchen wurden Altäre und Bilder entfernt, Klöster und Bruderschaften aufgehoben. Pfarrer und Mönche, die sich weigerten als Prediger im Dienst des Herzogs tätig zu sein, wurden des Landes verwiesen.

Aufgrund eines 1555 ergangenen Befehls Herzog Christophs wurden Feldkreuze und der größte Teil der Kapellen und Feldkirchen im Lande beseitigt, da sie „abergläubischen“ und „abgöttischen“ Wallfahrten dienen würden. Nur solche Feldkirchen sollten erhalten bleiben, in denen gepredigt werde oder bei denen die Toten begraben werden.

Im Gegensatz zu vielen Kapellen um Vaihingen entgingen dem Abbruch-Schicksal beispielsweise die Kirche zum Hl. Kreuz in Nußdorf, die Frauenkirche in Lienzingen bzw. in Unterriexingen. (Vgl.: Kirchenführer 2000 zur Kirche zum Hl. Kreuz zu Nußdorf, Seite 6).

Da Enzweihingen im Herrschaftsgebiet Herzog Ulrichs lag, brachte die Schlacht bei Lauffen a. N. auch die entscheidende Wende der konfessionellen Zugehörigkeit des Ortes mit sich, die über Jahrhunderte unverändert blieb.

Erst nach der Säkularisation und nach der Verkündigung der Religionsfreiheit (Religionsedikt von 1806) wanderten allmählich und recht spärlich einzelne Katholiken zu.

Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Enzweihingen etwa 1800 Einwohner, darunter nur an die 30 Katholiken. Ursprünglich wurden die wenigen Katholiken zusammen mit den Vaihingern von dem katholischen Pfarramt Hohenasperg pastorisiert. Dann ging die Seelsorge an das neu gegründete katholische Stadtpfarramt Bietigheim und schließlich an das katholische Expositurvikariat Mühlacker (seit 1902) über. Der katholische Gottesdienst wurde seitdem alle 14 Tage im staatlichen Arbeitshaus Vaihingen (Schloss Kaltenstein) gehalten. Ebenso erhielten die Kinder seitdem Religionsunterricht.

Durch den Zustrom Heimatvertriebener 1945 wuchs die katholische Bevölkerung rasch an. Es kamen damals etwa 420 Katholiken nach Enzweihingen und fanden hier ihre zweite Heimat.

Die Hl. Messe besuchten diese Katholiken zunächst in der (am 19.12.1937 konsekrierten) St. Antonius-Kirche in Vaihingen/Enz, wo sie die gleiche und unveränderte Hl. Messe alter Zeiten vorfanden, die sie von zu Hause her gewohnt waren. Darin fanden sie als Fremde ein wenig Trost und fühlten sich wenigstens hier aufgehoben und beheimatet. Damit trug die Katholische Kirche einen wesentlichen Teil zur Integration dieser Menschen bei. Später wurde in Enzweihingen ein Gottesdienst angeboten, und zwar in der Volksschule bzw. im evangelischen Gemeindehaus.

Am 1. Oktober 1955 wurde in Vaihingen an der Enz eine ständige Stadtpfarrverweserei errichtet, zu der auch Enzweihingen mit seinen jetzigen Teilorten gehörte. Diese wurde am 1. Oktober 1958 zur Stadtpfarrei erhoben.

Erwin Müller / Dr. Helmut Weisschuh